Freitag, 25. Mai 2012

Schöne, geheimnisvolle Tür

Wie zu manchen Zeiten Hauseingänge gestaltet wurden, ist schon bemerkenswert. Bei diesem hier, der zur Kefersteinstraße 4 in Halle (Saale) gehört, frage ich mich zum Beispiel, ob das freimaurerische Symbolik ist:

«Kosmos» kenne ich ja noch:

Aber was ist das (ich hatte nie Griechisch)?

Die abgebildeten Fabelwesen sind ebenfalls sehr interessant. Wenn also jemand was zur Symbolik sagen und mir eine Übersetzung des zweiten Wortes geben kann: Her damit, ich wäre sehr dankbar.

Und da heißt es immer, Halle wäre häßlich, wenn schon Türen so schön sind …

© 2012 - Der Emil

9 Kommentare:

  1. die Fabelwesen finde ich auch sehr interesant,
    die gefallen mir sehr gut
    lg
    mari

    AntwortenLöschen
  2. Hallo erstmal!

    Danke für diesen schönen Fund. Deine Seite ist mir begegnet, als ich per Suchmaschine nach dem berühmten Bildband "Diva in Grau" gesucht habe. Ich bin selber erst seit ein paar Monaten in Halle, habe aber seit meinem ersten Tag die Idee, einen Photoblog oder ähnliches zu Hallenser Fassaden zu machen; vor allem die tolle Ornamentik so vieler Gebäude des 19. und frühen 20. Jahrhunderts hat es mir nämlich angetan.

    Zu den Fabelwesen: Es handelt sich um griechische Sphingen, also geflügelte Löwenfrauen (ägyptische Sphingen sind männlich, nicht-geflügelte Löwen mit dem Kopf eines Mannes). Diese sind in der Architekturornamentik seit der Antike beliebt, und auch in der deutschen Architektur im späten 19./frühen 20. Jahrhundert. Daß sie hier Fackeln tragen, ist, glaube ich, nicht weiter ungewöhnlich. Ob dieses Motiv und/oder griechische Sphingen an sich mit den Freimaurern assoziiert sind, ist mir nicht bekannt, allerdings ist das auch nicht mein Spezialgebiet (meine Vermutung ist, daß eher ägyptische Sphingen bei den Freimaurern eine Rolle spielen). In der griechisch-römischen Antike konnten Sphingen als Monumente oder Teile der Architekturdekoration eine Reihe von Bedeutungen haben, oft, so wie auch in vorliegendem Fall, fungierten sie als Wächterfiguren; hier bewachen sie also den Eingang des Hauses (unter anderem; siehe unten).

    Zu den Inschriften: "Kosmos" bedeutet in diesem Fall wohl nicht "Weltall", so wie der Begriff vor allem heute verwendet wird, sondern "(Welt-)Ordnung", "Euteleia" kann sowohl "Wohlfeilheit/Wertlosigkeit" als auch "Einfachheit/Schlichtheit/Sparsamkeit" heißen - im vorliegenden Fall ist wohl letzteres Bedeutungsfeld gemeint, gerade die Paarung mit "Kosmos/Ordnung" legt das ja auch nahe.
    Daß die Inschriften auf den Basen der Sphingen stehen, ist nicht nur wegen des gemeinsamen Ursprungs der Inschriften und der Figuren - die antike griechische Kultur - sinnfällig, sondern erzeugt auch einen zusätzlichen Sinn, indem die Sphingen beispielsweise jeweils als Wächterinnen der Konzepte - Ordnung/Schmuck bzw. Einfachheit/Sparsamkeit - fungieren.

    Gerade eben fällt mir noch etwas sehr interessantes auf, was Zufall sein kann, aber durchaus als intendierte gelehrte Anspielung dessen denkbar wäre, der sich die Sache ausgedacht hat: Der einzige antike Kontext, von dem wir heute noch wissen, daß in ihm "Euteleia" als Personifikation vorkommt, ist eine (parodistische) Hymne auf die Sparsamkeit (Euteleia) des kynischen Philosophen Krates. Die Anspielung bzw. Verbindung zu den Sphingen besteht nun darin, daß jener Krates (er lebte in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts vor unserer Zeitrechnung) aus Theben kam, was wiederum die Stadt ist, mit der die griechische Ur-Sphinx assoziiert wird - sie ist es nämlich, die die thebanischen Bürger mit ihrem Rätsel traktiert (welches Ödipus dann löst, als er nach Theben kommt, woraufhin die Stadt von der Sphinx befreit ist).

    Wenn man jetzt noch wüßte, welche Funktion das Haus bei seiner Erbauung 1925 hatte, täten sich vielleicht noch mehr Verbindungen auf (gerade der Verweis auf Sparsamkeit könnte mit der ursprünglichen Funktion des Gebäudes zusammenhängen). Weißt Du das zufällig?

    Beste Grüße
    galip

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ouch!

      Umfassende Information, die ich jetzt erstmal verarbeiten muß ;-)

      Du warst von meinem Blog hoffentlich nicht enttäuscht, weil er eben nicht diese Buch beinhaltet?

      Löschen
  3. Welches Buch meinst Du, den Lobpreis der Sparsamkeit? ;-)
    Im Ernst, nein, im Gegenteil, ich habe mich gefreut, etwas Interessantes gefunden zu haben, nach dem ich gar nicht gesucht habe.

    Zu dem Gebäude nochmal: Wie gesagt, wenn Du etwas über seine Funktion weißt, würde es mich sehr interessieren.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ich meinte schon "Die Diva in Grau". Und zum Gebäude: Nun, ich werde mal sehen, was städtische Quellen noch hergeben zum Gebäude, allerdings kann das eine Weile dauern. Kenntnisstand jetzt ist, daß es als Wohnhaus genutzt wurde und wird. Es seien (auch zu DDR-Zeiten) keine wesentlichen Umbauten vorgenommen worden, was auch immer das heißen mag.

      Löschen
    2. Galip schrieb nochmal, ich muß es selbst als Kommentar einstellen (anders kann ich seinem Wunsch nicht nachkommen):

      War mir schon klar, daß Du die "Diva" meinst ;) Danke für die Informationen bisher; falls Du tatsächlich noch weiteres herausfinden solltest, dann halte mich bitte auf dem Laufenden!

      Ansonsten freue ich mich auf weitere Beiträge in diesem Blog!

      Löschen
  4. Das ist ja mal ein schönes Eingangsornament, sieht sehr imposant aus. Sowas sieht man nicht an jeder Ecke :)

    Ich lasse dir liebe Grüße da,
    die Haferflocke *

    AntwortenLöschen
  5. Das Gegenstück ist "εὐτέλεια", was in etwa Einfachheit, Billigkeit, Wohlfeilheit oder Bedürfnislosigkeit bedeutet. Bezieht sich hier wohl auf die Erschwinglichkeit der Wohnung im Rahmen des sozialen Wohnungsbaus der 1920er Jahre, der die Stadt bis heute an vielen Stellen prägt.

    Besten Gruß & weiter viel Freude an Halle,
    Dirk

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Diese Interpretation ist so einfach wie einleuchtend (vgl. die obigen Ausführungen), danke!
      galip

      Löschen